Hajo Koppert konnte in seinem Urlaub auf Zingst sogenannte leuchtende Nachtwolken fotografieren.
Während normale Wolken in der Troposphäre in Höhen bis zu 15 Kilometern zu finden sind, entstehen leuchtende Nachtwolken in der Mesopausenregion, in einer Höhe von 81 bis 87 Kilometern. Diese Region ist die kälteste Zone der Atmosphäre, wo im Sommer Temperaturen von unter –150 °C erreicht werden. Diese extrem niedrigen Temperaturen sind erforderlich, damit in diesen Höhen, trotz der sehr geringen Wasserdampfkonzentration, kleine Eiskristalle an Staubpartikeln kristallisieren können, die dann die Leuchtenden Nachtwolken bilden.
Das scheinbare Leuchten der Wolken entsteht durch gestreutes Sonnenlicht. Wenn die Sonne etwa 6 bis 16° unter dem Horizont steht, erscheint der Himmelshintergrund bereits dunkel, während die Wolken aufgrund ihrer großen Höhe noch von der Sonne beschienen werden und als leuchtende Nachtwolken erscheinen.
Im letzten Viertel des vergangenen Jahres gab es wegen des schlechten Wetters kaum mehr Möglichkeiten für Aufnahmen. Am Abend des 30.12. bot sich wieder ein Mal eine Gelegenheit. Für lange Belichtungszeiten von Deep-Sky-Objekten war das Zeitfenster zu kurz, zumal auch der Mond noch fast voll war. Für Planeten reichten aber die Wolkenlücken, die sich am Abend zeitweise auftaten. Dabei entstand bei recht guten Bedingungen diese Aufnahme des Jupiter:
Jupiter und die Galileischen Monde
Wer den Jupiter selbst beobachten will, findet ihn derzeit noch eine ganze Weile hoch im Süden am Abendhimmel. Als hellster „Stern“ ist er am Himmel kaum zu verfehlen. Selbst im Feldstecher offenbart sich bereits der Blick auf die Galileischen Monde.
Später sollte nochmal der Mond das Ziel sein. Durch dichtere Cirrusbewölkung haben sich die Bedingungen aber merklich verschlechtert.
Zurzeit geistert der Komet C/2023 P1 „Nishimura“ durch die Medien. Der Komet lässt sich in den nächsten Tagen noch am Morgenhimmel kurz vor Sonnenaufgang beobachten. Hajo Koppert und Peter Budzus sind am Freitag im Morgengrauen gegen 4:30 Uhr auf den Feldberg gefahren, um den Kometen zu fotografieren: „Allein das Auffinden war schon eine Herausforderung. Mit Peter’s Fernglas ist es aber gelungen. Mit bloßem Auge hat man keine Chance.“
Komet C/2023 P1 „Nishimura“ aufgenommen auf dem kleinen Feldberg von Hajo Koppert und Peter Budzus.
Wer den Kometen noch beobachten will, muss sich allerdings beeilen: Dienstagfrüh (12.09.2023) und eventuell auch am Mittwochfrüh (13.09.2023) lässt er sich tief am Ost-Nordosthorizont in der Morgendämmerung kurz vor Sonnenaufgang noch mit einem guten Feldstecher beobachten. Danach erscheint der Komet erst nach Tagesanbruch und ist somit nicht mehr sichtbar.
Wer den Kometen verpasst hat: Im Herbst 2024 kündigt sich bereits der nächste helle Komet an: C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS). Dieser wird deutlich heller und aller Voraussicht nach auch mit bloßem Auge gut sichtbar sein. Stimmen die Prognosen, werden wir in der Sternwarte Beobachtungsnächte anbieten.
Da sich Astrofotografie wegen der kurzen Nächte derzeit nicht lohnt, hat Hajo Koppert Anfang Juni unser Tagesgestirn angepeilt. Mit unserem Sonnenteleskop sind dabei spektakuläre Aufnahmen gelungen:
Bild: Hajo Kopert: Sonne im H-Alpha-Licht, aufgenommen mit unserem Sonnenteleskop 6 % von 6000 BildernAnimation einer Protuberanz
Die Oberfläche der Sonne zeigt eine deutlich gekörnte Struktur, die als Granulation bezeichnet wird. Diese Granulation entsteht durch Konvektionsströmungen in der Photosphäre, der oberen Schicht des Sterns. Heißes Gas steigt dabei auf, kühlt an der Oberfläche ab und sinkt am Rand der Konvektionszellen wieder ab. Die resultierenden Granulen haben eine Größe von 500 bis 2000 km.
Zusätzlich sind Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche sichtbar. Es handelt sich um dunkle Flecken, die eine niedrigere Temperatur haben und daher weniger Licht abstrahlen. Die Bewegung der Gase an der Oberfläche führt zu verdrehten magnetischen Feldern, die Feldbögen bilden. An den Stellen, an denen die Feldbögen senkrecht auf der Sonnenoberfläche stehen, entstehen Sonnenflecken. Dies liegt daran, dass dort die Konvektion behindert wird und der Transport von heißem Gas aus dem Sonneninneren zur Oberfläche gehemmt wird. Die Häufigkeit von Sonnenflecken folgt einem 11-jährigen Zyklus. Derzeit nähern wir uns wieder dem Maximum des aktuellen Sonnenfleckenzyklus. Die vergangenen Zyklen waren eher schwach, aber der derzeitige Zyklus scheint stärker zu werden.
Entlang der Magnetfeldlinien treten häufig coronale Masseauswürfe auf, die in der Animation im zweiten Bild als Protuberanz am Sonnenrand sichtbar sind. Sie entstehen insbesondere im Bereich der Sonnenflecken auf. Diese Auswürfe schleudern heißes ionisiertes Gas in den Weltraum. Wenn solche Massenauswürfe auf das Magnetfeld der Erde treffen, lenkt das Erdmagnetfeld die geladenen Teilchen in Richtung der Erdpole. Wenn sie auf die Atmosphäre treffen, ionisieren sie die Moleküle in der Luft und erzeugen so Polarlichter. Während der Sonnenfleckenmaxima wurden Polarlichter sogar gelegentlich bei uns in mittleren Breiten beobachtet. Die Chancen, Polarlichter in den nächsten Monaten zu sehen, stehen also gar nicht so schlecht.
Zum Vergleich eine Aufnahme von M101 vom März 2022 in Dietzenbach (~12,6 Stunden Belichtungszeit). M101 aufgenommen im Mai 2023 in Dietzenbach (~7 Stunden Belichtungszeit). Deutlich zu erkennen, die Supernova unten rechts neben der roten HII-Region)
M101 aufgenommen im Mai 2023 in Dietzenbach (~7 Stunden Belichtungszeit). Deutlich zu erkennen, die Supernova unten rechts neben der roten HII-Region). (Skywatcher Quattfro f4/N10, IDAS LPS-D2 Filter)
In der Galaxie Messier 101 findet gerade eine helle Supernova SN 2023 Ixf in 21 Mio. Lichtjahren Entfernung statt. Selbst in kosmischen Maßstäben ist dies eine enorme Entfernung. Das obere Bild wurde in den vergangenen Tagen aufgenommen, das unter Bild zeigt die Galaxie im März 2022.
In einem Stern herrscht ein Gleichgewicht zwischen nach außen gerichteten Strahlungsdruck und nach innen gerichteter Gravitationskraft. Hat ein Stern seinen Brennstoffvorrat verbraucht, so dominiert die Gravitationskraft. Es kommt zum Gravitationskollaps. Sterne, die mehr als die doppelte Sonnenmasse haben, explodieren dann in einer Supernova. In diesem Fall handelt es sich um eine Supernova des Typs II. Das heißt, hier explodiert gerade ein sehr massereicher Stern. Übrig bleiben ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch und Gasreste, die sich schnell ins All ausbreiten. Die Supernova hat mittlerweile die 10. Größenklasse erreicht und ist strahlt fast so hell, wie die Galaxie selbst. Auch in kleineren Amateurteleskopen lässt sie sich sogar beobachten. Zum Aufsuchen muss man zunächst die Galaxie M101 finden, die sich etwas links von der Mitte zwischen den beiden letzten Deichselsternen im Großen Wagen (Sternbild Großer Bär) befindet. Beeilen muss man sich damit aber nicht, denn die Supernova leuchtet noch einige Monate.
Beispiel für einen Supernovaüberrest: Der Quallennebel IC 443 besteht aus den Gasresten einer Supernova, die sich vor etwa 5000 Jahren in unserer Galaxie ereignete. (Skywatcher Quattro f4 N10, ~14h BLZ, Optilong-L-eNhenced- und IDAS LPS-D2-Filter.
Ausschnitt der südlichen Milchstraße, rechts oben: Eta-Carinae-Nebel, Mitte oben: der Sternhaufen NGC 3372, links unten der Running-Chicken-Nebel, Bild: Hajo Koppert, NamibiaDer Eta-Carinae-Nebel Bild Hajo Koppert, NamibiaDas Zentrum des Eta-Carinae-Nebels, Bild: Hajo Koppert, Namibia
Hajo Koppert hat in seinem Urlaub in den dunklen und klaren Nächten in Namibia wieder zahlreiche Objekte des Südsternhimmels fotografieren können. Eines der bemerkenswertesten Objekte ist der Carinanebel(NGC 3372) oder auch Eta-Carinae-Nebel genannt. Er ist einer der größten Wasserstoffnebel in unserer Milchstraße und übertrifft deutlich die Größe des Orionnebels. Mit einer Entfernung von 7.700 – 9.600 Lichtjahren erstreckt er sich über etwa 200 bis 300 Lichtjahre. Der Nebel ist ein riesiges Sternentstehungsgebiet und beherbergt gleich mehrere junge Sternhaufen.
Das berühmte erste Bild des James-Webb-Teleskops zeigt einen Teil des Eta-Carinae-Nebels, das sogenannte „Cosmic Cliff“, das auch hier in Bild 2 links unten zu sehen ist.
Bild 3 zeigt das Zentrum des Nebels mit dem Stern η-Carinae. Er ist ein sehr großer veränderlicher Stern, der die 100 -200fache Masse der Sonne hat und somit zu den massereichsten Sternen in unserer Milchstraße gehört. In nur wenigen Millionen Jahren wird er seinen Brennstoff verbraucht haben und in einer Supernova explodieren und letztendlich als Schwarzes Loch enden.
Das Bild entstand mit einer Canon EOS RP und einem Tamron 45mm, 1:1,8, bei Blende 2,2 und ISO 1600. Ein CLS-Filter wurde zur Reduktion der Lichtverschmutzung eingesetzt. Um die Sternbilder besser herauszuarbeiten, wurde ein Cokin A820 Weichzeichner genutzt. Die Gesamtbelichtungszeit betrug sechs Minuten. Bild: Hajo Koppert
Ziemlich markant erscheint das Sternbild des Orion derzeit am Abend am Südosthimmel. Es ist einer der schönsten Sternbilder am Winterhimmel und enthält zahlreiche interessante Objekte. Hajo Koppert ist im Dezember in Heusenstamm dieses Bild gelungen.
Der auffälligste Stern im Orion ist der rote Riesenstern Beteigeuze. Er bildet die Schulter des Orions und gehört zu den hellsten Sternen am Nordhimmel. Er hat bereits das Ende seiner Lebenszeit erreicht und sich zu einem roten Riesen aufgebläht.
Belichtet man die Gegend um den Orion etwas länger mit einer speziell für die Astrofotografie modifizierten Kamera, so treten zahlreiche rote Gasnebelgebiete zu Vorschein. Es handelt sich dabei um Nebel aus ionisierten Wasserstoffe, die zu einem großen Nebelkomplex, den sogenannten Orion-Monoceros-Molekülwolkenkomplex gehören. Dieser Komplex ist mehrere hundert Lichtjahre groß und ist etwa 1350 Lichtjahre von uns entfernt. Er ist ein aktives Sternentstehungsgebiet. Bekanntestes Objekt ist der Große Orionnebel (M42), der sich bereits mit dem bloßen Auge oder einem Feldstecher im Schwert des Orions unterhalb der 3 hellen Gürtelsterne relativ leicht finden lässt.
Messier 42, der Große Orionnebel. Aufgenommen im Januar 2020 in unserer Sternwarte. Bild: Hajo Koppert, Thomas Gentil, Frank Ahnert und Christian Herold
Während im Rhein-Main-Gebiet am vergangenen Wochenende dichter Nebel vorherrschte, sorgte eine Inversionswetterlage für klaren Himmel in extrem trockener Luft in den Mittelgebirgen. Hajo Koppert nutzte diese Gelegenheit, um in der Rhön den Sternhimmel zu fotografieren. Das Bild zeigt die Sommermilchstraße und das Sommerdreieck, bestehend aus den Sternen (Deneb, Altair und Wega), das derzeit noch kurz noch Sonnenuntergang am Südwesthimmel zu sehen ist. Deutlich strukturiert erscheint die Milchstraße in der Region zwischen Schwan und Adler. Sie zeigt Nebel aus ionisiertem Wasserstoffe (rote Bereiche), Sternwolken und Staubwolken (dunkle Gebiete).
Milchstraße mit der Lumix G9 (unmodifiziert, stehende Kamera, 19′ bei 24 mm Brennweite, Software: Sequator und Pixinsight) Bild: Hajo Koppert
Das zweite Bild zeigt den Herz- und den Seelennebel (IC 1805/48). Diese beiden Emissionsnebel sind 7500 Lichtjahre von der Erde entfernt und befinden sich im Sternbild Kassiopeia. Er liegt somit im Perseusarm der Milchstraße. Der Doppelsternhaufen weiter links ist h + χ Persei(NGC 869/884). Er ist etwa 8200 Lichtjahre entfernt und lässt sich bereits mit bloßem Auge als nebliger Fleck zwischen den Sternbildern Kassiopeia und Perseus finden. Bereits in kleineren Teleskopen bietet er einen beeindruckenden Anblick.
IC1805/48 mit h&Chi Persei (Canon EOS RP, 50′ bei 135 mm) Bild: Hajo Koppert
In den warmen und klaren Sommernächten der vergangenen Woche ist dieses Bild gelungen. Es zeigt NGC 6890 auch „Der Hexenbesen“ oder „Sturmvogel“ genannt. Es gehört, wie auch die „Hexenhand“ (NGC 6992/6995) zum Cirrusnebel im Sternbild Schwan. Der Cirrusnebel ist der Überrest einer gewaltigen Supernova, die vor etwa 8000 Jahren in 2400 Lichtjahren Entfernung stattfand. Durch die Sternexplosion wurden Teile der Gashülle des Sterns ins All geschleudert und treiben nun als Filamente aus ionisiertem Gas durchs All. Der helle Stern ist 52-Cygni und befindet sich im Vordergrund. Auch für dieses Foto wurde wieder ein Linienfilter verwendet, der speziell auf die Spektrallinien dieser ionisierten Gase reagiert und einen Großteil des Stadtlichtes blockiert. Es handelt sich dabei um ein Falschfarbenbild. Blau zeigt den ionisierten Sauerstoff und rot ionisierten Wasserstoff.
In den Frühstunden des 16.05.2022 fand eine totale Mondfinsternis statt. Das Beobachtungsfenster war nur sehr eng, denn der Mond ging kurz nach Beginn der totalen Phase bereits unter. Leider trübten dichte Wolken die totale Phase. Hajo Koppert ist dennoch vorher dieses beeindruckende Bild mit der Silhouette von Heusenstamm gelungen.
Das Bild ist ein Komposit aus einer Aufnahme mit einem 100 mm Zoom an meiner Lumix G9 und einem Bild mit meinem TMB 115 mit 685 mm Brennweite (0,85x Fokalreducer, Canon EOS R6). Die Größenverhältnisse stimmen also nicht. Der Aufnahmezeitpunkt ist dagegen fast gleich. Beide Bilder sind HDR (Lumix 7 Bilder und Canon 5 Bilder, mit unterschiedlichen Abstufungen der Belichtungsreihen).
Mondfinsternis über Heusenstamm. Bild: Hajo Koppert