Sternfreunde Kreis Offenbach

Blick durchs „Auriga-Fenster“

Der Februar bot wieder zahlreiche klare Nächte. In diesen haben wir uns eine besonders interessante Region im Sternbild Fuhrmann (lat. Auriga) vorgenommen. Unser Blick richtet sich dabei vom Zentrum unserer Galaxie weg. Diese Region enthält nur wenig Staub und Dunkelwolken, die das Licht von Sternen und Nebeln absorbieren könnten. Dadurch können wir besonders tief in mehrere Arme der Milchstraße bis hin zum äußeren Arm blicken.

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, als seien die Nebel und Sternhaufen in diesem Bild miteinander verbunden, befinden sie sich in Wirklichkeit in sehr unterschiedlichen Entfernungen.

Weit im Vordergrund, in einer Entfernung von etwa 1500 Lichtjahren, liegt IC 405, der Flammensternnebel:

Sein markantes Merkmal ist der sogenannte kosmische Ausreißerstern (Runaway-Star) AE Aurigae. Dieser befand sich ursprünglich in der Nähe des Orionnebels, wurde jedoch vor etwa drei Millionen Jahren durch eine Sternkollision in einem Mehrfachsternensystem beschleunigt. Seitdem rast er mit einer Radialgeschwindigkeit von 52 km/s durchs All. Derzeit passiert er eine Wolke aus interstellarer Materie. Die ultraviolette Strahlung des extrem heißen Sterns regt den Wasserstoff zum Leuchten an (sichtbar als rote Bereiche des Nebels), während sein intensives blaues Licht vom Staub reflektiert wird (blaue Nebelanteile). Der Nebel befindet sich am äußeren Rand unseres Milchstraßenarmes, dem Orionarm.

Der offene Sternhaufen Messier 38 ist mit etwa 3500 Lichtjahren Entfernung ebenfalls in dieser Region zu finden:

Er ist mit einem Alter von rund 300 Millionen Jahren noch relativ jung und enthält viele heiße blaue Sterne. Sein schwächerer Begleiter, NGC 1907, ist etwas älter und liegt mit einer Entfernung von 5100 Lichtjahren hinter M38.

In der Nähe von M38 liegt der offene Sternhaufen Messier 36, der mit einer Entfernung von etwa 4100 Lichtjahren Entfernung bereits zum Perseus-Arm gehört.

Ganz in der Nähe von M38 befindet sich der offene Sternhaufen Messier 36. Mit einer Entfernung von etwa 4100 Lichtjahren gehört er bereits zum Perseus-Arm der Milchstraße.

Weiter links im Übersichtsbild erkennt man zwei weitere helle Nebel, eingebettet in eine größere Nebelregion. Sie sind als „Spinne und Fliege“ (IC 417 und NGC 1931) bekannt. Aus kosmischer Sicht wird die Spinne die Fliege jedoch niemals fangen – zwischen ihnen liegen fast 3000 Lichtjahre.

Am Rand unserer Milchstraße, in einer Entfernung von rund 15.000 Lichtjahren, befindet sich IC 410, auch bekannt als „Kaulquappennebel“. Dieser liegt im äußeren Spiralarm unserer Galaxie.

Die namensgebenden Kaulquappen sind sogenannte Globulen – dichte Gas- und Staubansammlungen, in denen neue Sterne entstehen. Der Sternenwind heißer, blauer O-Klasse-Sterne in der Mitte des Nebels bläst das umgebende Gas fort, wodurch die charakteristischen, an Kaulquappen erinnernden Strukturen entstehen.